Die Meeresheilkunde ist auch hierzulande nichts Neues: Schon im 19. Jahrhundert behandelten Ärzte und Therapeuten Hautkrankheiten, Atemwegsprobleme, Tuberkulose sowie Herz- und Gefäßerkrankungen mit Seebädern.
Im 20. Jahrhundert erkannten Mediziner den positiven Einfluss des Reizklimas von Nord- und Ostsee bei Kindern und Jugendlichen mit geschwächtem Immunsystem. Heute kommt die Therapie häufig zur Anwendung bei Rheuma, Hautkrankheiten, bei Durchblutungsstörungen, chronischer Verstopfung, Rückenbeschwerden, Stress und Erschöpfungszuständen sowie Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.
Kurtage beginnen oft mit Wassergymnastik. Auf dem Programm stehen dabei verschiedene Übungen mit Bewegungen gegen den Wasserwiderstand. Das steigert die Kondition, strafft und kräftigt die Muskeln, schont jedoch die Gelenke. Anschließend genießt man ein Bad in einer mit Meerwasser gefüllten Wanne. Der Salzgehalt des Wassers erhöht den Auftrieb des eigenen Körpers – ein Gefühl des Schwebens und der Schwerelosigkeit stellt sich ein.
Zu den Hauptbestandteilen der Salzwasser-Kur gehört das Sprudelbad. Dabei werden als Badezusatz pulverisierte Algen in warmem Meerwasser gelöst. Sauerstoffdüsen massieren den Körper vom Kopf bis zu den Zehenspitzen und sorgen für Entspannung, die sich gewaschen hat. Die im Meerwasser und den Algen enthaltenen Spurenelemente und Mineralstoffe mit antibiotischer sowie entzündungshemmender Wirkung sollen durch die Haut in den Körper eindringen und den Organismus auf Touren bringen. Meeresschlamm und Algenbrei wirken muskelrelaxierend, sie sind reich an Mineralien und machen die Haut straff und geschmeidig. Packungen aus Meereschlamm werden bei Gelenkerkrankungen, Rückenbeschwerden, Arthrose und Arthritis eingesetzt, aber auch zu kosmetischen Zwecken.
Die reine Meerwasserbehandlung hat sich in den letzten Jahren zu einer Heilbehandlung rund ums Meer entwickelt, denn neben den heilsamen Wirkungen des Meerwassers (Hydrotherapie) werden Packungen und Bäder (Schlamm, Algen, Fango) und Wanderungen im gesunden Küstenklima (Klimatherapie) angeboten.
Zu Beginn einer Thalasso Therapie sollte, wie bei jeder medizinischen Maßnahme, eine gründliche ärztliche Untersuchung durchgeführt werden. Anschließend wird ein auf den Patienten abgestimmter Behandlungsplan erstellt. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören Bäder und andere Anwendungen mit Meerwasser, Wassergymnastik, Packungen mit Algen, Schlamm und Schlick, Anwendungen mit Aerosolen, Wanderungen in der aerosolen Brandungszone, Klimawanderungen sowie begleitende Maßnahmen wie Trockenmassagen und Gymnastik.
Die Atmosphäre eines Strandspaziergangs wird bei der sogenannten Aerosol-Behandlung simuliert: Man erzeugt ein Nebelgemisch aus ätherischen Ölen und Meerwasser; dieses wird anschließend in speziellen Inhalationsräumen eingeatmet. Der "Küstennebel" sorgt für freie Atemwege, stärkt die Abwehrkräfte und ist auch bei Lungenkrankheiten hilfreich. Selbstverständlich ist die echte Strandwanderung dem jederzeit vorzuziehen, und wer körperlich dazu in der Lage ist, sollte sich die zusätzliche Bewegung verschaffen, da diese den Gesundheitseffekt sogar noch verstärkt.
Die klassische Thalasso Therapie dauert für gewöhnlich sechs bis sieben Tage bei vier Anwendungen täglich. Zum Antesten können aber auch Relax-Wochenenden oder Tageskuren gebucht werden. Zusätzlich zu den physikalischen Therapien bieten manche Einrichtungen einen speziell auf die Umgebung abgestimmten Speiseplan mit Algen, Fisch und Meeresfrüchten.