Öl-Anwendungen spielen eine zentrale Rolle in der ayurvedischen Therapie. Die drei wichtigsten Anwendungen sind die Ganzkörpermassage (Abhyanga), die Tiefenmassage (Vishesh) und der Stirn-Ölguss (Shirodara).
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Für einen therapeutischen Erfolg ist es bei jeder Öl-Anwendungen wichtig, das passende Öl für den jeweiligen Dosha-Typ des Patienten zu verwenden. Daher steht am Beginn jeder Behandlung die Bestimmung der Doshas.
Die Abhyanga-Massage bildet das zentrale Element der Ayurveda-Behandlung und gilt als die "Mutter der Massagen". Abhyanga bedeutet übersetzt "Einsalbung", daran erkennt man auch ein zentrales Motiv der Behandlung.
Zu Beginn der Massage wird der Patient mit warmem Öl übergossen und eingeölt. Die eigentliche Massage erfolgt dann anhand bestimmter Punkte, die stimuliert werden. Neben dem verwendeten Öl wird auch die Massagetechnik an den jeweiligen Patienten-Typ angepasst. Die Abhyanga-Massage wird vierhändig synchron von zwei Masseuren gleichzeitig durchgeführt. Dabei werden traditionell Frauen von Frauen und Männer von Männern massiert.
Ziel der Abhyanga ist es, die Doshas zu harmonisieren. Denn die Massage fördert den Abtransport von Ama ("Unverdautes"). Dadurch soll eine Verlangsamung des Alterungsprozesses erreicht werden, außerdem wird das Vata verringert und bestimmte Krankheiten wie Schlafstörungen, Hauterkrankungen und Sehstörungen können mittels einer Abhyanga-Massage behandelt werden.
Die Ayurveda-Lehre empfiehlt, die Öl-Massage täglich durchzuführen. Man kann sich deshalb auch selbst massieren. Wichtig ist dabei vor allem die Massage der Kopfhaut und der Füße, denn dadurch wird das Wohlbefinden im ganzen Körper gesteigert. Bei der Massage muss auf die richtige Temperatur des Öls geachtet werden. Es sollte sanft über den Körper verteilt und in die Haarwurzeln eingerieben werden. Dabei wird mit der ganzen Handfläche und nicht zu kräftig massiert.
Die Abhyanga-Massage wirkt durch die allgemeine körperliche Entspannung und Lockerung. Außerdem vermittelt das warme Öl ein Gefühl der Geborgenheit und die Kräuter im verwendeten Öl entfalten ebenfalls eine therapeutische Wirkung.
Vishesh ist eine Variante der Abhyanga-Massage. Sie ist eine Tiefenmassage und wird deshalb mit mehr Druck und höherem Tempo als die ayurvedische Öl-Massage durchgeführt. Auch wird bei der Vishesh weniger Öl verwendet. Wie die Abhyanga-Massage wird die Tiefenmassage von zwei Therapeuten gleichzeitig ausgeführt. Dabei laufen die Bewegungen völlig synchron in Richtung der Körperbehaarung ab.
Die Tiefenmassage wird vor allem bei Verspannungen eingesetzt und wirkt aufbauend bei Müdigkeit, da sie anregend und vitalisierend auf den Stoffwechsel wirkt.
Die Shirodara-Behandlung ist eine besonders tief wirkende Öltherapie. Shirodara heißt übersetzt "Das Himmelstor öffnen" und wird auch Königsguss genannt. Dabei fließt ein sanfter, warmer Ölstrahl eine halbe Stunde lang auf die Stirn des Patienten. Dort sitzt nach ayurvedischer Lehre das so genannte "Dritte Auge" des Menschen, das durch den Stirnguss stimuliert werden soll. Der Ölstrahl wird während der Sitzung in langsam kreisenden Bewegungen geführt.
Angewandt wird Shirodara unter anderem bei chronischen Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Angstzuständen. Neben einem Shirodara mit Sesamöl kann der Stirnguss auch mit Olivenöl, Kokosnussöl oder Lassi (ein indischer Trinkjoghurt) gemacht werden.
Die Anwendung wirkt sehr entspannend und lockert die Muskeln im Schulter- und Nackenbereich. Die Entspannung während einer Behandlung ist oft so groß, dass die Patienten einschlafen. Wegen der tiefen Entspannung wird geraten, sich nach einer Behandlung abholen zu lassen und nicht alleine am Straßenverkehr teilzunehmen.
Die ayurvedischen Öle werden bei der Herstellung gekocht und können so von der Haut sehr gut aufgenommen werden. Sie sind in der Lage, fettlösliche Giftstoffe an sich zu binden und aus dem Körper zu lösen. Sie durchdringen alle sieben ayurvedischen Hautschichten und sorgen so für eine frische und gereinigte Haut.
Ihre therapeutische Wirkung entfalten die Öle durch die zugesetzten Kräuter. Je nach gewünschter Wirkung und jeweiligem Dosha-Typ werden unterschiedliche Kräuter zugesetzt.
Bei der Herstellung eines ayurvedischen Öls muss zunächst das Basisöl und die Kräuter ausgewählt werden. Aus den Kräutern wird ein Sud hergestellt, der anschließend mit dem Öl langsam verkocht wird. Das Verkochen der Kräuter erfolgt dabei nach einem genauen Zeitplan, denn nur so erhalten die Öle ihre gewünschte Wirkung. Die Mischung muss so lange köcheln, bis das Wasser verdampft ist. Dadurch gelangen die Wirkstoffe der Kräuter in das Öl.
Damit das Öl nicht anbrennt, muss der Prozess ständig überwacht werden. Die Herstellung eines ayurvedischen Öls dauert mindestens 72 Stunden.
Für die Ayurveda-Behandlungen wird meist Sesamöl verwendet, da es sich für alle drei Dosha-Typen eignet und lange haltbar ist. Sesamöl wirkt erwärmend, entschlackt und aktiviert.Häufig wird auch Kokosöl als Basis genommen, dieses wirkt eher kühlend und ist deshalb für den Pitta-Typ zu empfehlen. Ebenfalls verwendet wird Senföl, manchmal wird auch Milch oder Butterfett zugegeben.
Die meisten Rezepte für die traditionelle Herstellung der Öle stammen aus Originalschriften des Ayurveda, die über 3.000 Jahre alt sind. Die Herstellung ist in Indien oft Familientradition und die Kunst des Öl-Kochens wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Traditionell werden die Öle mit Kräutern versetzt, die in Indien heimisch sind. Mittlerweile gibt es jedoch auch einheimische, europäische Varianten. Die Öle werden mit Kräutern oder Pflanzen versetzt, die in unseren Breitengeraden wachsen, beispielsweise mit dem Arnika-Kraut oder Zwiebeln.